Max und Moritz
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Vorwort
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Ach was muss man oft von bösen / Kindern hören oder lesen
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Wie zum Beispiel hier von diesen / Welche Max und Moritz hießen
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Aber wehe, wehe, wehe / Wenn ich auf das Ende sehe
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Drum ist hier, was sie getrieben / Abgemalt und aufgeschrieben
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Erster Streich
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Mancher gibt sich viele Müh / Mit dem lieben Federvieh
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Ihrer Hühner waren drei / und ein stolzer Hahn dabei
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Hahn und Hühner schlucken munter / Jedes ein Stück Brot hinunter
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Jedes legt noch schnell ein Ei / Und dann kommt der Tod herbei
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Witwe Bolte in der Kammer / Hört im Bette diesen Jammer
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Ahnungsvoll tritt sie heraus / Ach, was war das für ein Graus
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Meines Lebens schönster Traum / Hängt an diesem Apfelbaum
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Dieses war der erste Streich / Doch der zweite folgt sogleich
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Zweiter Streich
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Durch den Schornstein mit Vergnügen / Sehen sie die Hühner liegen
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Die schon ohne Kopf und Gurgeln / Lieblich in der Pfanne schmurgeln
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Eben geht mit einem Teller / Witwe Bolte in den Keller
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Dass sie von dem Sauerkohle / Eine Portion sich hole
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Wofür sie besonders schwärmt / Wenn er wieder aufgewärmt
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Schnupdiwup, da wird nach oben / Schon ein Huhn heraufgehoben
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Und vom ganzen Hühnerschmaus / Guckt nur noch ein Bein heraus
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Dieses war der zweite Streich / Doch der dritte folgt sogleich
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Dritter Streich
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Westen mit bequemen Taschen / Warme Mäntel und Gamaschen
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Alle diese Kleidungssachen / Wusste Schneider Böck zu machen
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Nämlich vor des Meisters Hause / Floss ein Wasser mit Gebrause
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Max und Moritz, gar nicht träge / Sägen heimlich mit der Säge
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Ritzeratze! voller Tücke / In die Brücke eine Lücke
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Und schon ist er auf der Brücke / Kracks, die Brücke bricht in Stücke
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Wieder tönt es: “Meck, meck, meck!” / Plumps, da ist der Schneider weg
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Beide Gänse in der Hand / Flattert er auf trocknes Land
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Dieses war der dritte Streich / Doch der vierte folgt sogleich
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Vierter Streich
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Also lautet ein Beschluss / Dass der Mensch was lernen muss
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Dass dies mit Verstand geschah / War Herr Lehrer Lämpel da
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Max und Moritz, diese beiden / Mochten ihn darum nicht leiden
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Aber Moritz aus der Tasche / Zieht die Flintenpulverflasche
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Und geschwinde – stopf, stopf, stopf / Pulver in den Pfeifenkopf
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Und voll Dankbarkeit sodann / Zündet er sein Pfeifchen an
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Rums, da geht die Pfeife los / Mit Getöse, schrecklich groß
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Als der Dampf sich nun erhob / Sieht man Lämpel, der – gottlob
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Lebend auf dem Rücken liegt / Doch er hat was abgekriegt
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Wer soll nun die Kinder lehren / Und die Wissenschaft vermehren
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Dieses war der vierte Streich / Doch der fünfte folgt sogleich
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Fünfter Streich
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Kurz, man ist darauf bedacht / Was dem Onkel Freude macht
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Max und Moritz ihrerseits / Fanden darin keinen Reiz
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Denkt euch nur, welch schlechten Witz / Machten sie mit Onkel Fritz
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Jeder weiß, was so ein Mai- / Käfer für ein Vogel sei
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Max und Moritz, immer munter / Schütteln sie vom Baum herunter
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Fort damit und in die Ecke / Unter Onkel Fritzens Decke
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Bald zu Bett geht Onkel Fritze / In der spitzen Zipfelmütze
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Doch die Käfer – kritze, kratze! / Kommen schnell aus der Matratze
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Und den Onkel voller Grausen / Sieht man aus dem Bette sausen
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Dieses war der fünfte Streich / Doch der sechste folgt sogleich
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Sechster Streich
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Doch der Bäcker, mit Bedacht / Hat das Backhaus zugemacht
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Ratsch! . da kommen die zwei Knaben / Durch den Schornstein, schwarz wie Raben
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Puff. sie fallen in die Kist / Wo das Mehl darinnen ist
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Da! nun sind sie alle beide / Rundherum so weiß wie Kreide
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Ganz von Kuchenteig umhüllt / Stehn sie da als Jammerbild
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Gleich erscheint der Meister Bäcker / Und bemerkt die Zuckerlecker
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Eins, zwei, drei, eh mans gedacht / Sind zwei Brote draus gemacht
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Jeder denkt: die sind perdü / Aber nein – noch leben sie
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Knusper, knasper! wie zwei Mäuse / Fressen sie durch das Gehäuse
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Dieses war der sechste Streich / Doch der letzte folgt sogleich
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Letzter Streich
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Seht, da trägt der Bauer Mecke / Einen seiner Maltersäcke
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Aber kaum, dass er von hinnen / Fängt das Korn schon an zu rinnen
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Hei! Da sieht er voller Freude / Max und Moritz im Getreide
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Rabs! – In seinen großen Sack / Schaufelt er das Lumpenpack
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Max und Moritz wird es schwüle / Denn nun geht es nach der Mühle
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“Meister Müller, he, heran! / Mahl er das, so schnell er kann!”
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“Her damit!” und in den Trichter / Schüttelt er die Bösewichter
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Rickeracke! Rickeracke! / Geht die Mühle mit Geknacke
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Hier kann man sie noch erblicken / Fein geschroten und in Stücken
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Doch sogleich verzehret sie / Meister Müllers Federvieh
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Schluss
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Als man dies im Dorf erfuhr / War von Trauer keine Spur
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Gott sei Dank, nun ist's vorbei / mit der Übeltäterei!
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