Der Konflikt mit den meisten Toten ist nicht der Ukraine-Krieg (2022)

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2022 sind so viele Menschen durch Konflikte gestorben wie seit 30 Jahren nicht mehr. Dies zeigt der Global Peace Index der Denkfabrik Institute for Economics and Peace (kurz: IEP). Doch anders, als viele vermuten, ist es nicht der Ukraine-Krieg, der hier die meisten Kriegsopfer bringt. Der Tigray-Konflikt ist noch schlimmer.

Ab November 2020 herrschte Krieg in Äthiopien - genauer gesagt im Norden Äthiopiens in den Provinzen Tigray, Afar und Amhara. Dieser Konflikt forderte insgesamt nach Schätzungen rund 500.000 Menschenleben - die genaue Anzahl ist aufgrund unterdrückter Berichterstattung der äthiopischen Regierung nicht zu ermitteln.

Fast genau zwei Jahre danach wurde ein Friedensabkommen zwischen den Kriegsparteien unterzeichnet.

Wie kam es zu so einem brutalen Krieg?

Wie ist der Konflikt entstanden?

Als Hintergrund des Konflikts sehen viele Experten den zunehmenden Machtverlust der Regionalregierung TPLF in Tigray.

Kriegsparteien

Äthiopische Streitkräfte

Eritreische Streitkräfte

Milizen aus Amhara

Bürgerkriegsparteien, unter Führung der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF)

Als der Ministerpräsident und späterer Friedensnobelpreisträger 2018 Abiy Ahmed an die Macht kam, setzte er umfassende Reformen durch, um das gewaltvolle System zu reformieren. Der geltende Ausnahmezustand sollte aufgehoben werden, politische Gefangene wurden freigelassen. Neue Freiheiten ergaben sich für den Großteil der Bevölkerung, International wurde dieser Kurs gefeiert.

Äthiopien war damals ein Staat, der damals auf dem Papier zwar ein demokratischer Staat war, in der Realität jedoch nur eine Partei regierte: Die EPRDF. Diese setzte dich aus vier Einzelparteien zusammen. Ende 2019 schlug Ahmed vor, die vier Einzelparteien der EPRDF zu einer Partei zu vereinen. Drei der vier stimmten zu, nur die TPLF nicht (die Partei aus der Tigray-Region), denn sie waren mit dem Reformkurs nicht einverstanden - zu viel Macht ging ihnen verloren. Ende 2020 eskalierte diese Konfrontation zu einem der brutalsten Bürgerkriege weltweit zwischen der TPLF als Regionalregierung und der Wohlstandspartei als Zentralregierung.

Der Verlauf

Auf beiden Seiten kam es während des Krieges zu Erfolgen. Als die äthiopische Regierung im November 2020 eine Offensive startete, gewannen sie die Kontrolle über die Region. Daraufhin rückten Rebellen der Unterstützer der TPLF bis auf 200km vor die Hauptstadt Addis Abeba vor.

Auch Eritrea war in dem Krieg involviert, der genaue Kriegseintritt ist jedoch unklar. Sie kämpften an der Seite der äthiopischen Zentralregierung.

Ende 2022 konnte mithilfe der Afrikanischen Union in Südafrika ein Waffenstillstand vereinbart werden. Eine Vielzahl der Streitkräfte Eritreas zogen sich im Januar 2023 zurück.

Übrig bleiben allerdings die Folgen - gut 89% der rund 7 Millionen-köpfigen Bevölkerung hatten laut einem Bericht des Deutschlandfunks vom Dezember 2020 keinen ausreichenden Zugang zu Lebensmitteln. Die bürokratischen Hürden machen es zudem schwer, Hilfsgüter in die Region zu senden.

Auch eine Vielzahl von Kriegsverbrechen wurden von Amnesty International dokumentiert.

Bis heute ist es aber zumindest wieder ruhig in der Region geblieben - ein Frieden also, der Bestand hat.

Vielen Dank fürs Lesen meines Blogs.

Quellen / zum Nachlesen

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